Thomas Wohlgemuth über sein Buch "Wandern, wo andere forschen" und seine Zusammenarbeit mit dem Naturpark Pfyn-Finges

Thomas Wohlgemuth arbeitet seit über 30 Jahren an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Heute ist er Leiter der Forschungsgruppe Störungsökologie. Nach dem Waldbrand von Leuk (2003) hat er die Wiederbesiedlung der Brandfläche untersucht und seit 20 Jahren beschäftigt er sich mit der Walddynamik in den Tieflagen des Wallis.

Herr Wohlgemuth, Sie sind Mitautor des Buches "Wandern, wo andere forschen" - wie sind Sie auf die Idee für dieses Buch gekommen?

Im Gebiet von Sion bis Brig wurden in den letzten 30 Jahren unzählige Untersuchungen der Eidg. Forschungsanstalt durchgeführt und viele davon vom Kanton Wallis mitfinanziert. Die Forschungsarbeiten betrafen zur Hauptsache den Wandel des Klimas und der Landnutzung und damit verbunden die Dynamik der Naturgefahren und der Biodiversität. Es stellte sich die Frage, wer die spannenden Erkenntnisse überblicken kann? Und es wurde klar: ohne Synthese fehlt die Übersicht. Wir planten deshalb einen Exkursionsführer, der zwei oder drei spannende Forschungsthemen erschliessen sollte. Daraus entwickelte sich dann ein Wanderführer, der entlang von acht Wanderrouten gezielt an Orte führt, wo Untersuchungen stattgefunden haben. Häufig anzutreffende Pflanzenarten, darunter die wichtigen Bäume, sowie Tierarten und auch Gesteine werden in speziellen Stechbriefen detailliert beschrieben.

Was kann ein/e Leser/in aus Ihrem Buch mitnehmen?

Die acht Wanderrouten widmen sich acht verschiedenen Themen: Waldbeobachtung, Trockenheit, Waldbrand, Siedlungsentwicklung, Murgang und Steinschlag, Lawinen, Gletscherlandschaft und Jahrringen. Dem Wanderer und der Wanderin eröffnen sich entlang der Wege eine Landschaftssynthese, die in einfachen Worten die Umweltveränderungen darstellt. Wer das Buch nicht mitschleppen will, kann auf dem Smartphone eine App verwenden, die dieselben und ergänzende Informationen parat hält.

Sie arbeiten mit unserer Institution des Monats Februar 2022 - dem Naturpark Pfyn-Finges - eng zusammen. Wie genau arbeiten Sie zusammen bzw. was sind Ihre Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Naturpark?

Seit zwei Jahrzehnten finden mehrere Untersuchungen im Naturpark Pfyn-Finges statt. Regelmässig sind wir im Exkursionsprogramm mit Führungen zu spezifischen Themen beteiligt, sei es im Waldbrandgebiet Leuk oder im Pfynwald, der ein spannendes Untersuchungsobjekt für die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald darstellt. Der Naturpark unterstützt uns mit seinem lokalen Netzwerk und bietet uns eine Plattform für die Vermittlung unserer Ergebnisse. Bei der Entstehung des Wanderführer entwickelte sich intensive Zusammenarbeit mit dem Direktor Peter Oggier.

Was bedeutet Forschung für Sie im Allgemeinen?

Für mich bietet Forschung die Möglichkeit, meiner Neugierde für ökologische Zusammenhänge nachgehen zu können. Besonders spannend ist es, In welcher Weise sich Umweltveränderungen wie der Wandel des Klimas und der Landnutzung auf die Biodiversität im Wald und im Offenland auswirken. Zum Beispiel staunten wir, als nach dem Waldbrand von Leuk der Erdbeerspinat, eine seltene Pflanzenart, auf der ganzen Fläche, also von Leuk bis zur Waldgrenze auf 2100 m über Meer zum Vorschein kam. Wir fanden heraus, dass diese Pflanze ein Zeiger der früheren Waldbeweidung durch Ziegen ist. Ziegen weideten früher überall in den Wäldern, heute aber nicht mehr. Die Samen überdauern im Boden Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Bei geeigneten Bedingungen keimen sie wieder. Der Waldbrand brachte nicht nur die Art sondern auch eine alte Landnutzung zum Vorschein.

Was würden Sie jungen Forschern/innen mit auf den Weg geben?

Einer Spur nachgehen, der eigenen Neugierde folgen und etwas herausfinden, ist natürlich und führt zu Einsichten, die geteilt werden sollten. Das fördert das Verständnis für die Umwelt und damit die Verantwortung gegenüber unserer Umwelt.

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Dieser Beitrag wird anlässlich unserer Institution des Monats Februar 2022, dem Naturpark Pfyn-Finges, veröffentlicht. Mehr Informationen über den Naturpark finden Sie HIER 

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