VSnet: "Eine treibende Kraft für das akademische Wallis"

Stefan Bumann, der damals an der Ingenieurschule unterrichtete, erlebte die Entstehung von VSnet mit. 2000 übernahm er die Leitung der Dienststelle für Hochschulwesen. Er erinnert sich an eine Zeit, als «noch alles erfunden werden musste».

Der Nährboden: begeisterte Ingenieure 

«1995 unterrichtete ich Steuerung und Automatisierung an der ganz neuen Ingenieurschule. Es war eine grossartige Zeit. Wir waren sicher, dass nur unterrichten nicht ausreichen würde. Die Studierenden mussten auch auf die Berufswelt vorbereitet werden, in die sie eintreten sollten – eine Welt, die sich laufend weiterentwickelte. Drei Bereiche standen damals im Vordergrund: Informatik, Elektronik und Telekommunikation. Wir hatten deshalb mit rund 15 Ingenieuren eine Gruppe namens «Infotronique» gebildet. Wir trafen uns sehr häufig an Abenden oder auch am Wochenende, um uns auszutauschen und über die Entwicklung der Forschung an der Schule und den Aufbau von Partnerschaften mit der Industrie nachzudenken. Alles musste noch erfunden werden und wir hatten keinerlei Budget. Meine Frau erinnert sich vor allem daran, dass sie mich in der Zeit nicht oft zuhause gesehen hat! (lacht)

Aus diesem Nährboden ist VSnet hervorgewachsen. Internet zu haben war unumgänglich geworden und wir wollten es selber entdecken und ausprobieren. Dominique Gabioud war ein bisschen unser Zugpferd, neugierig auf alles, sehr engagiert und er spielte in diesem Verein eine tragende Rolle. An seiner Seite standen die jungen Menschen der Hochschule, die sich dem Abenteuer VSnet anschlossen. Das kleine Team aus Leuten, die sich kannten, war reaktiv, umgeben von einer Innovationskultur und getragen von viel Leidenschaft; es war für die Entwicklung des universitären Wallis eine treibende Kraft. Manche sind immer noch dabei, wie Thierry Bagnoud oder Stéphane Roduit. Andere haben sich neuen Herausforderungen gestellt, beispielsweise Claude- Alain Vannay, der heute Vizedirektor des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten ist! Die Gruppe «Infotronique» ist sehr schnell auf 30 Ingenieure angewachsen und hat ihren Umsatz fast jährlich verdoppelt. Jede Gelegenheit, an konkreten Projekten zu arbeiten, wurde genutzt. So haben wir beispielsweise die IT-Führung der Walliser Kandidatur für die Olympischen Spiele von 2002 übernommen. Wir genossen sehr grosse Freiheit, waren uns aber auch der grossen Verantwortung bewusst, die damit einherging.»

 

«Das kleine Team aus Leuten, die sich kannten, war reaktiv, umgeben von einer Innovationskultur und getragen von viel Leidenschaft.»

Stefan BumannAncien chef de service des Ehemaliger Chef der Dienststelle für Hochschulwesen

 

Besonderer Stolz: unser Kommunikationsnetz nicht aus den Händen gegeben zu haben

«Ich bin stolz, dass VSnet in Walliser Händen geblieben ist – noch dazu in den Händen eines kleinen unabhängigen Vereins –, obwohl einige Unternehmen Interesse zeigten, die Kontrolle zu übernehmen. Heute sind Internet und Kommunikation für die Gesellschaft zu einer Notwendigkeit geworden, fast wie Essen. Man darf nicht die Beherrschung verlieren, sonst wird’s gefährlich. Wie auf der Strasse.» 

Positiver Nebeneffekt: ein vereinigendes Instrument 

«Wir waren uns dessen nicht bewusst, aber VSnet machte es nicht nur möglich, die wissenschaftlichen Institutionen physisch über das Fasernetz miteinander zu verbinden, sondern auch, eine ganze Reihe von Instituten an einem Tisch zu versammeln. Ich kann sagen, ein Verein…vereint ganz automatisch. Überdies ermöglichte er eine wertvolle Transdisziplinarität, die Institutionen aus den Bereichen Psychologie, Menschenrechte, Informatik, Chemie usw. zusammenbrachte. Wir haben dadurch viel Erfahrung gewonnen, sowohl auf technischer als auch auf organisatorischer Ebene. Dies war die Grundlage für das wissenschaftliche Netz, das heute zu Wissenschaft Wallis geworden ist.»

 

 

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Diese Artikelserie wird anlässlich des 25-jährigen Bestehens des VSnet-Vereins veröffentlicht. Alle Interviews finden Sie in ihrer Jubiläumsbroschüre:

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